Festtagsrede Gerd Meyer Ehrenvorsitzender 100 Jahre SG Bomlitz-Lönsheide e.V. 23.06.2019
100 Jahre –SV.Bomlitz, SG. Uetzingen –Honerdingen—SGBL
In solch einem Jahr, indem ein Verein sein 100-Jähriges Bestehen feiert, muss man einen Blick in die Vergangenheit vollziehen. Wir schreiben das Jahr 1919, der furchtbare 1.Weltkrieg ist endlich vor gut 4 Monaten beendet worden.
Da besinnt man sich auf die Möglichkeit, etwas zu schaffen, dass man ohne Waffen sich messen kann im Wettbewerb. So setzt man sich am 26.Februar 1919 zusammen und gründet in Bomlitz einen Verein, den SV.Bomlitz.
Das geschieht, bevor es die Gemeinde Bomlitz als Gemeinde noch gar nicht gab. Diese wurde erst neun Jahre später, 1928, ins Leben gerufen.
Dieser 90. Geburtstag ist ja um ein Jahr verschoben worden und soll am 7.September mit dem Lichterfest begangen werden.
Man widmete sich dem Fußball, hatte die Sparten Turnen und Leichtathletik.
Hierdurch wurde den Einwohnern auch ein neues Selbstgefühl vermittelt und man konnte sehen, dass es wieder voranging.
Das Vorzeigebad in Bomlitz brachte dann auch eine Schwimmerschar zusammen und Tischtennis etablierte sich.
Vieles änderte sich im Verein durch die Machtübernahme der Nazis. Der noch schlimmere 2. Weltkrieg brachte vieles zum Erliegen.
Es musste ja weitergehen und so setzten sich fünf Monate nach Kriegsende mutige Leute an einen runden Tisch und erweckten den SV.Bomlitz zu neuem Leben. In der Nachbarschaft gab es 1946 die Neugründung der SG.Uetzingen Honerdingen und 1947 folgte die SG. Benefeld –Cordingen.
Dies war sicherlich nur möglich durch die vielen Flüchtlinge, die der Weltkrieg verursacht hatte und die im Umkreis eine neue Heimat gefunden hatten. Es entwickelten sich gute Mannschaften, vorwiegend im Fußballbereich, die bis in den Bezirk um das Bessersein buhlten.
Im SV. Bomlitz gründete man 1958 eine Frauenabteilung. Im Turnbereich kamen viele Kinder zur körperlichen Ertüchtigung. Der Leiter Paul Hartwig wurde dann 1960 zum Betreuer des olympischen Dorfes in Rom berufen.
Es gab tolle Feiern, die zu einem Teil in dem großen Hindenburgsaal
stattfanden. Es gab den Weihnachtsball, das neue Jahr wurde mit einer Silvesterfeier begrüßt und selbst zum Rosenmontag wurde eine Verkleidung gewünscht. Das Osterfest wurde mit Tanz begangen und die einzelnen Sparten hatten dann und wann noch ihre eigenen fröhlichen Treffen.
Ein großer Wechsel stand ins Haus, die Firma Wolff wollte den Schlackenplatz in der Ortsmitte als Parkplatz nutzen. Man entschied sich zum Bau der tollen Sportanlage in der Visselshorst, dem heutigen Waldstadion. Leider waren wir vom SV.Bomlitz dann aber nur als Gäste geduldet und es war keine einfache Zeit für die Verantwortlichen des Vereins, denn es hatten zu viele das Sagen. Das LAZ war auf Bundesebene ein Vorzeigeobjekt, hatte aber keinen langen Bestand. Es ging aber weiter mit dem Sportbetrieb und die Leichtathleten und Fußballer, sowie alle anderen Sparten konnten die Geräte im Waldstadion nutzen.
Die Einzelnen Sparten hatten alle einen großen Aufwind, da sich immer genügend Frauen und Männer zur Betreuung und zum Trainingsbetrieb zur Verfügung stellten.
Die Fußballer bildeten eine Spielgemeinschaft mit Uetzingen, was letztlich zur Fusion führte. 1978 im Mai wurde dies mit einem großen Kommers vollzogen.
Bemühungen, auch Benefeld mit einzubeziehen, scheiterten leider an einer knappen Mehrheit.
Durch den Einsatz von Sponsoren schafften es die Fußballer schließlich bis in die Landesliga und man hatte Bayer-04-Leverkusen und auch Uerdingen als Gastmannschaften im Waldstadion.
Die Schwimmer bildeten eine Startgemeinschaft mit Fallingbostel, was bald mit Walsrode und Schwarmstedt erweitert wurde. Von den Schwimmern meldete man erfolgreiche Teilnahmen an Weltmeisterschaften der Masters.
Es gab einige neue Sparten, denen wir ein Zuhause geben konnten, die von anderen Vereinen abgelehnt worden waren. Da sollte man schon offen sein, denn gerade die Jugend von heute sucht nach unterschiedlichen Möglichkeiten und bleibt nur dort, wo ihnen etwas geboten wird.
Dies allerdings führt auch zu Problemen bei der Leitung eines Vereins, denn man braucht immer geschultes Personal und die wollen ihren Einsatz auch honoriert haben.
Gute Vorrausetzungen hat die SG. Bomlitz-Lönsheide geschaffen, wozu viel Mut für Investitionen nötig war und ist. Die Gemeinde und ab nächsten Jahres die Stadt wird das nicht immer leisten können. So muss man neue Wege suchen und bestreiten, dabei wünsche ich den Verantwortlichen stets ein glückliches Händchen und genügend Unterstützung von den Einwohnern unserer Kommune.
Den Vielen, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen, danke ich für ihren Einsatz und hoffe, dass sich immer wieder genügend Frauen und Männer, aber auch Jugendliche zur Mitarbeit im Verein entscheiden. Sie können sicher sein, es gibt ihnen etwas mit auf dem Weg durchs Leben.
Auszug der Festtagsrede Erhard Lühmann Erster Vorsitzender 100 Jahre SG Bomlitz-Lönsheide e.V. 23.06.2019
Der Vorstand der SG Bomlitz-Lönsheide hat bewusst diese Sportanlage und ein Kinderfest für diese Feierlichkeiten ausgewählt. Besonders an dieser Sportanlage kann die Wandlung der Zeiten eines Sportvereines verdeutlicht werden.
Als im Jahr 1919 der Verein SV Bomlitz gegründet wurde, waren Faustball und Schlagball die ersten Vereinssportarten. Bereits 6 Monate später kam Fußball und etwas später Gymnastik dazu. Im Jahr 1921 wurden bereits leichtathletische Wettkämpfe durchgeführt.
Gespielt wurde auf einem Schlackeplatz, dort wo jetzt ein Teich ist, also in der Mitte der Gemeinde, eben „Mach‘ Sport vor Ort“.
Die Entwicklung des Sportvereines war eng verbunden mit der Entwicklung des Industriestandortes – Wolff & Co. Die damalige Geschäftsleitung war sich seiner besonderen sozialen Verantwortung bewusst und schafften durch ihren „Gewerbesteueranteil“ einen Ausgleich zur besonderen Belastung der hiesigen Arbeitnehmer und Anwohner.
Diese finanzielle Ausstattung führte zum Freibad (Gründung einer sehr erfolgreichen Schwimmabteilung), zum Bau des Dorfgemeinschaftshauses mit seinen frei zugänglichen Tischtennisplatten (positive Entwicklung für die Tischtennisabteilung) und später zum Neubau des Waldstadions und des Waldbades. Gerade dieses Waldstadion führte zur Blüte im Bereich des Fußballes und der Leichtathletiksparte. Ohne diese besondere soziale Verantwortung der Firma Wolff-Walsrode AG hätten wir diese Sportstätten nie gehabt. Die Gemeinde Bomlitz wäre nie dazu in der Lage gewesen. Aber auch einige Sportangebote hätten wir nie anbieten können.
Dieses zeigt aber deutlich, dass unser sportliches Angebot nur mit den von der öffentlichen Hand, hier deutlich verbunden mit der Gewerbesteuer, zur Verfügung gestellten Sportanlagen den modernen Anforderungen angepasst werden konnte.
Aber auch der Landkreis mit seinem Ausbau der schulischen Sporthallen, immer unter Berücksichtigung der Sportvereine, war ein wichtiger Treiber für den Ausbau der Sportangebote.
Mit den neuen Steuersparmöglichkeiten konnte sich dann der jetzige Industriestandort von seiner eigentlichen „sozialen Verantwortung vor Ort“ zurückziehen und war somit ein wesentlicher Punkt für die nachfolgenden Probleme des Waldstadions und seinen Sportabteilungen.
Die Gemeinde konnte unter diesen Umständen diese Sportstätte so nicht am Leben halten.
Das Sportheim, bis auf den Kellerbereich, wurde an die Paritäten vermietet. Der Kellerbereich und die beiden Sportplätze hatte die SG Bomlitz-Lönsheide, mit einer Mitnutzung von Germania Walsrode, gepachtet. Germania Walsrode stieg dann mit der Begründung einer zu hohen finanziellen Belastung aus.
Nun stand die SG Bomlitz-Lönsheide alleine da. Während dieser Zeit stand in der Diskussion „Neubau einer Schulsportanlage OBS Bomlitz“. Die SG Bomlitz-Lönsheide fragte nach, ob der Verein diese Schulsportanlage nutzen könnte und unter Selbstbeteiligung einige Planungspunkte einbringen könnte. Die damalige Antwort des Landkreises war eindeutig: es ist keine Vereinsnutzung vorgesehen.
Es ist schon sehr eigenartig, wenn in anderen sanierten Schulsportanlagen „Hammerwurf und Stabhochsprunganlagen“ eingebaut werden, ich bezweifle ob diese Sportarten auf dem Lehrplan der dortigen Schulen stehen.
Mit dieser klaren Antwort des Landkreises und dem Zustand der Sportanlage Waldstadion mussten wir uns entscheiden. Sanierung durch Eigenverantwortung oder Aufgabe des hiesigen Sportangebotes.
Wir wählten: Eigenverantwortung.
Die SG Bomlitz-Lönsheide hat sich ein Leitbild „Mach‘ Sport vor Ort“ auf die Fahnen geschrieben.
Umgesetzt heißt dieses: wir benötigen Sportanlagen im Herzen der Gemeinde Bomlitz. Nur so können Sportangebote für Kinder und Jugendlichen vorgehalten werden. Sie benötigen Sportangebote vor Ort, die auch mit dem Fahrrad, erreichbar sein müssen.
Wenn wir als Sportverein die Kinder und Jugendlichen nicht mehr erreichen können, so hat ein Sportverein, gerade im ländlichen Raum, keine Zukunft mehr. Dieses sind die zentralen Punkte für die Zukunft SG Bomlitz-Lönsheide:
Mehr Eigenverantwortung
Schaffung von Sportangeboten, incl. Sportstätten für „Mach‘ Sport vor Ort, besonders für die Jugend.
Wenn uns dieses gelingt, dann heißt es nicht:
Die SG Bomlitz-Lönsheide ist 100 Jahre alt, sondern 100 Jahre jung.
Vielen Dank.